Harald Simon hatte am Samstag von der ATT in Essen 2 Infinity Kameras zu Testzwecken von der Firma Telekop-Service Ransburg mitgebracht. Neben der hohen Empfindlichkeit (das monochromatische Modell hat etwas über 70% Quanteneffizienz im Roten) können diese Modelle automatisch die Bilder überlagern, wobei Nachführfehler herauskorrigiert werden. Wir möchten die Kameras für Remotebeobachtungen am 1m-Teleskop einsetzen. Die Beobachter können später vom Vortragsraum aus das Teleskop und die Kameras bedienen und sehen auf der Leinwand über dem Beamer oder bald auch auf dem Bildschirm eines großen Flachfernsehers selbst bei kurzen Einzelbelichtungszeiten (10 oder 20 Sekunden), wie sich die Bilder nach und nach aufbauen und wie das Rauschen minimiert wird. Nach dem Mittwochsvortrag am 17. Mai hatten wir zunächst die monochromatische Infinity-Kamera an einem 8-Zoll Foto-Maksutov (ein Vixen VC200L) angeflanscht. Das Gerät ist eine Leihgabe unseres Mitglieds Gerd-Friedrich Herzogenrath und ist jetzt neben dem Nemec-Refraktor an der Montierung des 1-m-Teleskops montiert. Mit Fokalreducer hat der Maksutov eine effektive Brennweite von 1350mm. Das Gesichtsfeld des relativ kleinen Chips der Infinity-Kamera beträgt 23 'x 17'. Das entspricht in etwa dem Gesichtsfeld des 1m-Teleskops mit Reducer.
Nach einigen Startschwierigkeiten und einer Korrektor in der Ausrichtung des VC200L konnten wir mit der neuen Kamera als erstes Objekt die schöne große Kantengalaxie NGC 4565 in der Coma ablichten. Das erste Bild ist eine 20 Sekunden-Aufnahme. Die Grenzgröße liegt bei 17mag. Die kleine Galaxie am unteren Bildrand ist NGC 4562 mit einer Helligkeit von 14 mag. Das zweite Bild ist das Ergebnis einer Aufsummierung von 3 Einzelbildern, so dass sich hier eine Belichtungszeit von 1 Minute ergibt. Entsprechend ist das Rauschen deutlich kleiner geworden. Unser nächstes Objekt war das Galaxienpaar NGC 4567 und NGC 4568, die "Siamesischen Zwillinge". Als Beispielbild ist hier die Summe von 6 Einzelbelichtungen mit insgesamt 2 Minuten Gesamtbelichtungszeit dargestellt, verglichen mit einer Aufnahme, die ich am Tag zuvor mit dem selben Teleskop aber einer hochempfindlichen QHY22-Kamera gemacht hatte. Das QHY22-Bild hat ebenfalls 2 Minuten Belichtungszeit. Die Grenzreichweite ist vergleichbar, allerdings ist das Rauschen der QHY22 deutlich geringer, da es sich hierbei um eine gekühlte CCD-Kamera handelt (T=-35°C).
Fazit: die hohe Empfindlichkeit der monochromen Infinity Kamera kann bestätigt werden. Da es sich um eine ungekühlte Kamera handelt, haben die Bilder höheres Rauschen. Der große Vorteil dieser Kamera ist die einfache Handhabung. Eine nachträgliche Bildbearbeitung ist nicht nötig. Unmittelbar während der Aufnahmeserie kann der Beobachter die Ergebnisse der nach und nach aufgemittelten Bilder sehen. Es ist also genau das richtige Modell, das wir uns wünschen, um Besuchern eine bequeme Remotebeobachtung zu ermöglichen.
Die Infinity-Farbkamera konnte an diesem Abend nicht mehr getestet werden. In einem späteren Bericht werde ich erste Ergbnisse dieser Kamera vorstellen.
MartinMiller
MartinMiller
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
das sind schöne Ergebnisse und ich denke die Farbkamera wird wohl auch gut sein, wenn auch nicht ganz so lichtempfindlich. Wir sollten beide Kameraversionen behalten, je nach Zweck der Vorführung oder den Objekten des Abends.
Eine kleine Korrektur: Das Vixen VC-200L ist kein Maksutov-Teleskop sondern eine Art Cassegrain Astrograph mit asphärischem Hauptspiegel und einem sphärischen Sekundärspiegel, der im Blendrohr, auf Höhe des Hauptspiegels, ein dreilinsiges Bildfeldebnungslinsensystem fest eingebaut hat. Ein optionaler Fokalreduktor am Okularstutzen bringt das Öffnungsverhältnis von f/9 herunter auf f/6.4 (1800mm / 1278mm Brennweite). Die freie Öffnung beträgt 200mm. Vixen nennt dies "Sixth-Order Aspherical Cassegrain System (VISAC)". Die Fangspiegelabschattung liegt bei ca. 40%, was das Teleskop nicht unbedingt zur ersten Wahl für visuelle Beobachtung macht, obwohl der Mars eigentlich ganz gut darin aussah. Als Kameraanschlüsse stehen T2-Gewinde und ein Canon EOS Bayonettring zur Verfügung, die Feldkorrektur des Gerätes ist für Vollformat (24x36mm) gerechnet.
Die tatsächlich erzielte Brennweite mit dem Fokalreduktor ist abhängig vom Abstand des Sensors dazu. Martins Angabe (1350mm) ist länger wie die von Vixen genannte Brennweite (1278mm). Frage an Martin: Hast Du die Brennweite auf den Bildern vermessen?
Das Gerät hatte ich vor ca. 20 Jahren angeschafft, es sollte eigentlich auf dem Radioteleskop vom Gornergrat Observatorium durch Martin Miller eingesetzt werden; jedoch ist das Projekt damals zeitlich irgendwie im Sande verlaufen. Seit dieser Zeit fristete das Gerät, nach kurzen Tests in Höchstberg, ein unwürdiges, lichtloses Dasein im Instrumentenschrank bei mir zu Hause. Ich freue mich, daß es nun wieder seinem eigentlichen Daseinszweck zugeführt werden konnte (und ich Platz für ein neues Teleskop im Schrank habe).
Grüße, Gerd
Es schaute mich an - und ich schaute Es an. Und errötend wich Es zurück - das Universum.
Hallo Reverend, die Größe des Bildfeldes habe ich mit Hilfe des Planetariumprogrammes Guide 9.1 ausgemessen. Die Bildbreite ist 23.0 arcmin, die Höhe 17.1 arcmin (alpha). Zur Berechnung der effektiven Brennweite habe ich die Daten des Chips verwendet: Pixelgröße 6.45 x 6.45 Mikrometer, Pixelanzahl 1392 x 1040. Das ergibt eine lineare Größe des aktiven Teils des Chips von 8,98mm x 6.71mm (d) Daraus folgt mit f=d/tan(alpha) ein f von 1345mm. Als Abstand vom Reducer zum Chip habe ich etwa 60mm eingestellt. Die Angabe von 60mm Backfokus für den Reducer mag falsch sein. Kannst du herausfinden, welchen Backfokus der verwendete Reducer haben sollte? Martin
das VC-200L und sein Reduktor stammen noch aus der Zeit chemischer Photographie. In einem Forum fand ich folgenden Beitrag:
<cite> There has been some debate as to the absolutely correct spacing and it somewhat depends on the measurements. Originally it was meant for work with film so the spacers from Vixen gave you a perfect 55mm spacing to the film plane with varous camera T adapters. Unfortunately there was never an official CCD spacer available from Vixen, which is odd as they still sell it today. Anyways, the spacing isn't really that critical so if you have around 75-85mm to the face of the chip that should give you around f6.2-6.7 or so. </cite>
Ungeachtet obigen Zitats schätze ich eine Solldistanz von (1345/1278)*60 ~ 63.15mm ab, nach dem Verfahren im Datenblatt meines AstroPhysics Refraktors und Deinen Angaben. Wir können auch versuchen, ob wir bei f/6.0 (f=1200mm, Dist.~67.25mm) noch eine gute Abbildung haben. Je weiter der Chip vom Reduktor weg ist, desto kleiner wird die Brennweite. Es muß aber der Okularauszug weiter reingefahren werden, letztendlich begrenzt dessen Weg nach innen die Sache; wie weit sich dabei die Abbildung verschlechtert kann man nur ausprobieren.
Grüße, Gerd
Es schaute mich an - und ich schaute Es an. Und errötend wich Es zurück - das Universum.