im Jahre 1999 fand in Deutschland eine Sonnenfinsternis statt, die zwar in meinem damaligen Heimatstädtle Furtwangen nicht total war, aber aufgrund einer Anfrage von Prof. Messerli, dem damaligen Leiter des Deutschen Uhrenmuseums, welches unserer Hochschule angeschlossen ist, beschloß ich dort zu bleiben. Das Uhrenmuseum wollte dieses Ereignis seinen Besuchern 'live' vorführen und fragte an, ob ich diesen Teil des Tagesprogrammes betreuen würde. Ich sagte zu und begann zu überlegen, wie ich die Vorführung per Okularprojektion so sicher machen könne, daß niemand in das Okular einblicken konnte, auch wenn ich gerade einmal nicht am Fernrohr war. Ein Besuch unseres lokalen Blumenladens in anderer 'Mission' brachte mich dann auf die Idee.
Man nehme einen großen aber leichten Kunststoffblumentopf und eine runde, transparente Plexiglasscheibe von etwas größerem Duchmesser wie das offene Ende des Blumentopfes. Die Plexiglasscheibe hatte ich dann vermittels feinstem Schmirgelpapier in eine Behelfsmattscheibe verwandelt und sie dann mit Klettbandstücken in 120° Abstand auf dem oberen (offenen) Ende des Blumentopfes befestigt. In den Boden des Blumentopfes ließ ich von der Werkstatt unserer Hochschule einen Aluflansch einsetzen, den ich auf das Gewinde des Okularauszugsrohres, zwischen Steckhülse und Rohr, schrauben konnte. Das ging ohne Probleme, da der Topf samt Mattscheibe nur einige hundert Gramm wog. In die Steckhülse setzte ich ein 15mm Mittenzwey-Okular ein, dessen kitfreie Linsenkonstruktion der Sonnenhitze standhielt, und welches mir über die Länge (Höhe) des Blumentopfes ein Sonnenbild in brauchbarer Größe lieferte. Das ganze war an einem Vixen Refraktor 80/1200mm befestigt, der mit einer Wachter-I Montierung nachgeführt wurde. Das Teleskop stand auf einem hohen Betonblock auf dem Vorplatz des Museums, den uns die Stadtverwaltung für diesen Tag dorthin stellte. Dadurch schwebte die Mattscheibe etwas über den Köpfen der Besucher und alle hinter dem Fernrohr konnten das Ereignis mitverfolgen. Leider zogen zwischendurch immer wieder Wolkenfelder durchs Bildfeld.
Damit war der Forderung nach der Sicherheit der Besucher, speziell der neugieriger Kinder, Genüge getan. Ein weiterer Vorteil meines 'Astroblumentopfes' war auch ein wesentlich höherer Bildkontrast wie auf einem normalen Sonnenprojektionsschirmes, da der Topf durch einen Innenanstrich mit mattschwarzer Farbe kein störendes Licht auf die Mattscheibe ließ.
Grüssle, Coyote
Reverend_Coyote
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Hallo Coyote, hier hast Du eine tolle Idee gehabt und auch umgesetzt. Da ich viel und gerne mit Kunststoffen konstruiere und arbeite, werde ich mal Dein “Patent“ nachbauen und freue mich auf die nächste SoFi am 3. September 2081 in Deutschland !! Gruß Awiso
danke für das Lob! Die Mattscheibe erfordert sehr viel Zeit, die ich damals nicht mehr hatte, daher die Kratzer im Bild auf der Sonnensichel. Ich denke das Du als Kunststoffspezialist vielleicht ein besseres/schnelleres Verfahren kennst um eine Plexischeibe in eine wirklich feinkörnigen Mattscheibe zu verwandeln? Den Topf habe ich noch im Schrank liegen.
Also dann, treffen wir uns 2081 auf dem hoffentlich noch vorhandenen Hohen List... Sollte der nicht mal abgebaggert werden?
Grüße, Coyote
Es schaute mich an - und ich schaute Es an. Und errötend wich Es zurück - das Universum.
eine tolle Idee. Ich wollte letztes Jahre die Sonnenfinsternis im Kindergarten Uersfeld zeigen mitsamt der angeschlossenen Grundschule.
Ich erklärte mein Konzept der Beobachtung, mithilfe von Solarfolie oder einer Cam am Teleskop und Beobachtung am Monitor. Die Erzieherinnen und Lehrer befanden das als gute Idee.
Leider haben wir die Rechnung ohne die Verwaltungsorgane gemacht.
Am Tage der Finsternis sollten alle Kinder und Schüler in der Klasse bleiben und die Fenster verdunkeln. Hört sich für mich an wie aus dem „Kalten Krieg“….
Vielleicht kann Deine Idee mich dabei unterstützen, die Astronomie in die Grundschule und in den Kindergarten zu bringen, zumindest am Tag.
das erinnert mich an die amerikanischen Filmchen mit Verhaltensregeln im Falle einer Nuklearbombenexplosion: Sofort im Schatten hinwerfen, Ohren anlegen und zuhalten, flach atmen und abwarten, bis das Prasselgeräusch der Alphapartikel aufhört. Dann ist wieder alles klar, man lebt weiter, die Reststrahlung hat ja gewisse Ähnlichkeit mit der ohnehin immer vorhandenen Höhenstrahlung. Und die Ruskies haben erneut erfolglos eine Bombe verschwendet.
Warum solltet ihr die Vorhänge zuziehen? Die Strahlung ist doch eh geringer bei der Finsternis? Oder hatten die Angst um die Augen der Kinder, die ja ohne Sonnenfinsternis niemals in die Sonne blicken?
Grüßle, Coyote
Es schaute mich an - und ich schaute Es an. Und errötend wich Es zurück - das Universum.