Am 6. April18 verabredeten sich Gerd, Dirk, Frank, Martin und Harald für etwa zeitgleiche fotografische Beobachtungen der Galaxie M63 (NGC 5055) mit verschiedenen Teleskopen und Canon-Kameras. Gerd benutzte das 1m-Teleskop auf dem Hohen List, Dirk den 20cm Cassegrain, der auf der selben Montierung am Faltrefraktor befestigt ist, Frank den daneben angebrachten Lichtenknecker Refraktor, Martin seinen 16 Zoll Maksutov der Höchstberger Sternwarte und Harald seinen 12 Zoll ASA Newton von zu Hause in Schalkenmehren aus. Wir wollten jeweils etwa 1 Stunde belichten mit Serienaufnahmen von jeweils 5 Minuten Dauer. Die ISO-Werte der Kameras waren 800 bzw 1600.
Die Bilder wurden wie üblich ausgewertet: Darkabzug (falls Darks gemessen wurden), Flatfield Korrektur (falls vorhanden), Zentrierung, Median Mittlung, Farbkorrektur des Untergrundes (Schwarzabgleich).
Die erste Bildreihe zeigt die Ergebnisse der Aufnahmen mit dem 1m-Teleskop, dem Maksutov und dem ASA. Das 1m-Teleskop kann seine höhere Leistung wegen des wesentlich größeren Durchmessers des Spiegels im Vergleich mit den anderen Optiken nicht zur Geltung bringen. Das ist nicht überraschend, weil bekannt ist, dass der Spiegel dringend neu belegt werden muss. Durch Korrosion der Aluminiumschicht über die Jahre hinweg ist das Reflexionsvermögen drastisch gesunken. Das wirkt sich auch auf den Kontrast der Bilder aus. Die Strukturen wirken etwas flau. Der Maksutov und der ASA liefern etwa gleich gute Ergebnisse. Das ASA-Bild ist ein kleiner Ausschnitt des Originals.
In der 2. Bildreihe sind die Aufnahmen mit dem Cassegrain und dem Lichtenknecker Refaktor zu sehen. Die Kamera am Cassegrain war eine nicht-astro-modifizierte Canon. Daher ist der Rotanteil in den Bildern deutlich geringer.
Weitere Ergebnisse der Auswertung:
A) Chromatische Aberration des Fokualreducers. Das Linsensystem des Focalreducers des 1m-Teleskops liefert eine deutliche chromatische Aberration. Die Bildreihe zeigt den selben Stern, nachdem das Farbbild in R,G und B zerlegt wurde. Der beste Fokus ist im Rotbild. Grün und Blau sind deutlich defokussiert. Der Effekt ist außerhalb der optischen Achse noch stärker zu sehen.
B) Nachführgenauigkeit des 1m-Teleskops Addiert man die Bilder des 1m-Teleskops direkt auf, sieht man an der Form eines Einzelsterns im Summenbild den Einfluß von Tracking-Fehlern. Der ist äusserst gering. Das Sternscheibchen ist im gesamten Belichtungszeitraum (120 Minuten) nur um ca. 5“ verschoben. Man kann also mit dem 1m-Teleskop bedenkenlos 20 Minuten belichten, ohne dass Trackingfehler sichtbar werden.
C) Durchbiegungseffekte Werden die Einzelbilder des Cassegrains und des LK direkt aufsummiert, zeigt sich ein systematischer Durchbiegungseffekt. Der Cassegrain ist am schweren Faltrefraktor befestigt ist und der wiederum nicht sonderlich stabil am Hauptteleskop. Schon in den Einzelbildern mit 5 Minuten Belichtungszeit ist die Drift zu erkennen. Mit dem Cassegrain sollte also nicht länger als 2-3 Minuten belichtet werden. Auch der LK zeigt einen Durchbiegungseffekt.
Hallo Martin, da freut man sich, dass man einen Profi in seinen Reihen hat. Eine sehr gute Aufschlüsselung der einzelnen doch sehr wichtigen Faktoren die du hier aufzeigst um am Ende eine gute Aufnahme zu erreichen. Die Durchbiegung am großen Refraktor zeigt, dass wir da auf keinen Fall etwas noch größeres (noch längere Brennweite) anbringen sollten. Ich hatte da schon mal an mein Planetenteleskop mit 10m Brennweite und 22kg gedacht. Danke Harald
Sehr gut analysiert, das bestätigt die bisherigen Vermutungen. Leider wird auch meine Verdacht hinsichtlich eines Nachführungsfehlers beim Cassegrain bestätigt. Stellt sich die Frage, ob das Instrument so für fotografische Zwecke genutzt werden kann.
danke für die Analyse der Bilder. Die chromatische Analyse bestätigt meinen Verdacht, daß ich das 1m Teleskop nicht korrekt fokussiert hatte. Normalerweise sollte das Grünbild den kleinsten Fehler aufweisen. Man wird wohl doch einen schwächeren Stern zum Feinfokussieren verwenden müssen, mit Grünfilter, der dann gegen den gleichdicken L-Filter ausgetauscht wird. Wieder etwas gelernt!
Man sollte noch erwähnen, daß Frank am LK-Refraktor einen Baader Kontrastbooster-Filter verwendet hat, der das Bild leicht gelblich einfärbt aber den der chromatischen Aberration geschuldeten Blausaum um die Sterne nahezu entfernt. Daher wirkt das Bild etwas gelblicher wie die anderen.
Grüße, Gerd
PS: Dirk, ist das Teleskop eine zu große Last, sichere es mit Leukoplast......
Es schaute mich an - und ich schaute Es an. Und errötend wich Es zurück - das Universum.