Nach allem, was ich gehört hatte, ist die Photographie der Sonne in Hα nur mit einer monochromatischen Kamera möglich. Ansonsten würde man nur mit Newton-Ringen und Bayer-Matrix rumkämpfen. Da mir aber der Aufwand mit RGB-Filtern bei Planetenaufnahmen zu hoch war (bis ich das alles mit meiner tremor- und arthrosebedingten Grobmotorik durchgezogen hätte, hätte der Jupiter sich schon ganz schön weitergedreht), entschied ich mich doch für eine Farbkamera, und zwar die ZWO ASI 178MC. Sie zeichnet sich neben sehr hoher Empfindlichkeit durch eine sehr kleine Pixelgröße, nämlich 2.5 µm, sowie durch ein sehr großes Sensorfeld, nämlich 3096 x 2080 Pixel, aus! Bei meinem Televue Pronto (f = 480 mm) entspricht dies ziemlich genau einer Pixelgröße von 1" und einem Bildfeld von 52' x 35'. Also kann ich die gesamte Sonne (oder auch Mond) abbilden. Nach den ersten Tests war ich einigermaßen erstaunt: keine Newton-Ringe, keine Bayer-Matrix-Effekte. Dies liegt auch an der hohen Auflösung des Sensors. Zugegeben: ich muß noch fleißig üben, wenn ich mir diesen ersten Schuß ansehe (Fokus, Etalon, Gain und Belichtungszeit), aber meine erste Sorge ist verflogen.
Am Maksutov-Newton (f = 1000 mm) läuft die Kamera bei der Planetenphotographie zur Hochform auf: 0.52"/Pixel. An dieser Stelle sei gesagt, daß das von vielen als störend oder unnötig eingeschätzte Oversampling ein großer Vorteil ist, wie man mathematisch (und praktisch) beweisen kann! Die Auflösung am Sensor sollte nach dem sog. 'Sampling-Theorem' nämlich etwa 1/2 der Responz einer Punktquelle (Halbwertsbreite, Abbildung eines Sterns) betragen. Diese ist immer seeing-limitiert. Wenn das Seeing also beispielsweise 1" beträgt, dann sollte man mit mindestens etwa 0.5" Sensorauflösung arbeiten. Da habe ich dann mit 2x Barlow ein zweifaches Oversampling - mit gewissen Vorteilen!
ich kann Uli nach eigenen Experimenten nur voll zustimmen. 2-fach Oversampling nutze ich nun auch grundsätzlich bei meinen Mondphotos, dies ist in der Tat der einzige Weg, die Auflösung der Optik auszuschöpfen, so das Seeing es denn zuläßt. Da ich keine Ambitionen auf Mosaiks des gesamten Mondes habe, sondern mich auf einzelne Objekte konzentriere, ist das dadurch geringer werdende Gesichtsfeld meist bedeutungslos. Man sollte aber eine gut farbkorrigierte, apochromatische Barlowlinse oder Projektiv verwenden, mit normalen achromatischen Barlows bekommt man Farbsäume an den Mond- und Kraterrändern, die beim Rausvergrößern des Bildes unangenehm werden. Das zu verwendende Öffnungsverhältnis hängt natürlich von der Pixelgröße der Kamera und dem primären Öffnungsverhältnis des Teleskopes ab. Ich habe apochromatische, 3-linsige Barlowlinsen (2x/3x)von TS und eine 4-linsige PowerMate (5x) von TeleVue im Einsatz.
Das (L)RGB Verfahren ist mir zu zeitaufwendig bei den meist nur kurzen Schönwetterperioden, ich verwende ebenfalls Kameras mit Farbchip, eine Canon 60Da DSLR für DeepSky und QHY IMG-132E bzw. QHY 5L-IIc für den Mond und Planeten; aber auch ggf. eine monochrome QHY 5L-IIm, falls erforderlich. Die 132E ist nicht so lichtempfindlich wie die farbige 5L-IIc, hat dafür aber, bei gleicher Temperatur, einen glatteren (rauschfreieren) Untergrund.
Grüße, Coyote
Es schaute mich an - und ich schaute Es an. Und errötend wich Es zurück - das Universum.