zur Abwechslung mal wieder etwas zum Thema Beobachtungen; zwei Mondbilder aus meiner Festplatten Grabbelkiste, vom April 2017 (Aristoteles, Fracastorius und das inoffizielle Feature Larrieu's Dam).
Apochromatischer Refraktor AstroPhysics EDF-130/780mmm f/6, Erftstadt/Gartensäule/AZEQ-6 Montierung TS 4-Element apochromatische Barlowlinse (Faktor 3) kein Filter QHY 132E ungekühlte Farbkamera (CMOS, IMX035 Chip), 1280x1024 Pixel, 3.63um Pixel Erzielte Frameraten (USB2): 4-8 Belichtungszeiten: 110/130ms, Gain: 33 (bei diesen beiden Bildern) Luftunruhe 2-3 aber kein Wabbeln/Zittern, mehr ein Versetzen des Bildes im Teleskop (visuell)
Geht nicht, gibts nicht - das gilt nicht nur beim Kochen sondern auch auch bei Teleskopen. Man kann auch mit kleinen Teleskopen brauchbare Mondaufnahmen hinbekommen, hier zwei Beispiele dafür.
Angeregt durch einen Beitrag im schwarzen Forum (Astronomie.de) über die Arbeitsweise von Stackingprogrammen (Qualitätsanalysen), kam mir die Idee, einmal den Werdegang von Mondvideos bei mir zu erläutern. Die interne Arbeitsweise der Stackingprogramme ist mir leider auch nicht bekannt, vieleicht kann jemand mit dem nötigen Hintergrundwissen dazu beitragen:
Ich nehme zunächst Videosequenzen am Mond auf (.SER Format, SharpCap). Diese sind so 1200+ Bilder lang. Von jedem mich interessierenden Gebiet auf dem Mond 2-3 Videos, zur Sicherheit. Das Problem dabei ist das Tracking der Montierung. Ich stelle die Nachführgeschwindigkeit zwar auf 'Lunar Rate' um, das bedeutet aber nur, daß die mittlere Mondgeschwindigkeit in Rektaszension gefahren wird. Meistens bewegt sich der Mond aber auch in Deklination und das muß ich dann vermittels der Handsteuerung der Montierung manuell ausgleichen. Macht man dies nicht, wandert der Mond auf dem Kamerasensor und beim Stacken gibt es viel Verschnitt an den Bildrändern - man verkleinert also effektiv die genutzte Sensorgröße.
Mit dem Planetary Imaging Preprocessor (PIPP) zerlege ich die Videos dann in FITS Einzelbilder. Dabei verwende ich nur Bilder, die PIPP bei der Bildanalyse mit >= 80% Qualität bewertet. Aus Erfahrung kann ich sagen, daß etwa 400 brauchbare Bilder bei dieser Kamera (QHY-132E) nötig sind, um das Rauschen beim Stacken ausreichend zu unterdrücken. Bei moderneren Kameras kommt man evtl. auch mit weniger Bildern hin. Ein weiterer Vorteil der Verwendung von PIPP ist es, dem eigentlichen Stackingprogramm diese Arbeit abzunehmen, das Stacken geht dann deutlich schneller vonstatten.
Das Stacken der Bilder mache ich mit dem Programm AVIstack, welches mir von der Bedienung her am sympathischten ist. Natürlich kann man auch die Alternativen verwenden (RegiStax, AutoStackkert, PSS, etc). Abgespeichert werden die fertigen Stacks dann im verlustfreien FITS Format, man kann aber auch unkomprimierte TIFF Dateien verwenden - keinesfalls JPG! AVIstack stelle ich so ein, daß es nur stackt, aber keine Nachbearbeitung des gestackten Bildes vornimmt.
Die eigentliche Bearbeitung der Mond-Stacks nehme ich am liebsten mit der Software AstroArt vor. Um es kurz zu fassen, ich arbeite mit einer zweistufigen Richardson-Lucy Dekonvolution, einer zweistufigen UnsharpMask und einem dreistufigen Gauss Rauschfilter. Das ist alles in allem sehr zeitaufwendig und für jedes gestackte Bild, selbst aus der gleichen Beobachtungssession, muß man alle Parameter oa. Bearbeitungsschritte wieder neu ermitteln/ausprobieren. So verbringe ich - Störungen durch die Familie eingerechnet - oft Tage an der Auswertung eines einzigen Bildes! Es macht mir aber Spaß, da oft schlechtes Wetter vorherrscht und der Mond mein Lieblingsobjekt am Himmel ist. Diese Bearbeitung, die bei mir bei Mondbildern so gut hinhaut, versagte aber völlig, als ich ein Jupiterbild bearbeiten wollte (Faltrefraktor 200/4000mm FH)! Hier bin ich dann mit einer Wavelet-Bearbeitung viel besser gefahren, mit der ich mich am Monde aber immer schwer tue.
Zum Schluß wird noch Bildkosmetik betrieben, Abschneiden der vom Stackingprozeß verunstalteten Bildränder, Farbton- und Helligkeitsanpassungen, evtl. Annotationen, etc. Dazu benutze ich die Software GIMP.
Die Doppelbilder unten zeigen jeweils das beste/schlechteste benutzte Rohbild, den Vergleich vom gestackten Bild zum fertig bearbeiteten Bild und das fertige Bild im Vergleich zu einer LROC Aufnahme.
Und zum Schluß die Frage: Was ist die eigentliche Beobachtung dabei? Die Datenerfassung am Teleskop oder die Auswertung der Daten am Computer?
Viele Grüße und weiterhin Gesundheit,
Gerd
Reverend_Coyote
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