Na .. das ist wieder eine Überschrift. Aber in der Tat geht es mir nun um die „Ahh“s und „Ohhh“s die man im Idealfall aus dem Munde von Besuchern hört, wenn man ihnen ein „prächtiges“ Objekt am Teleskop zeigen kann.
Hier nun ein Trick, wie man diese – zugegebenermaßen irgendwie emotionalen – Empfindungen triggert. Es ist ein Trick der viel mit der Spannung zwischen Erwartungshaltung und Erwartungserfüllung zu tun hat. Und die Psychologie spielt auch noch mit hinein. Das klingt irgendwie kompliziert … ist es aber nicht, wenn man den Trick kennt.
In vielen Fällen lässt er sich bei der Betreuung von Besuchern „unseres“ Teleskops anwenden, Zumindest dann, wenn …
Zurück zum Anfang. Weit zurück. Nein .. noch weiter zurück. Zu den Zeiten der ersten Mondlandung. Damals hatte ich als Schüler ein 4 Zoll f:15 Refraktor, der vermutlich aus der Zeit der vorherigen Jahrhundertwende stammte und dessen azimutale Montierung und Rohr ganz aus Holz bestand … mit jeder Menge Messing … gerade so, wie sie bei „uns“ auch im Ausstellungsraum stehen. Das Gerät hatte mir ein örtlicher Bildhauer in den Schulferien geliehen, was dann ja auch seine Folgen hatte. Gut - das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Jedenfalls war in jener Zeit das Interesse des Publikums am Mond besonders groß. Du brauchtest nur ein Teleskop auf irgendeinen öffentlichen Platz zu stellen, und die Leute kamen angerannt … um den Mond im Teleskop zu bestaunen. Bei einer dieser Gelegenheiten ist mir die Idee des Tricks zuerst aufgefallen:
Du sorgst dafür, dass in dem Moment, in dem der Besucher zuerst durchs Okular blickt, das Teleskop etwas am eigentlichen Objekt (hier war es der Mond) vorbei zielt, was im gleichen Moment beim Besucher leichte Enttäuschung hervorruft. Zugleich wird er … angekündigt war ja ein Blick zum Mond … mit den Augen suchen. Irgendwie muss durch die Suche auch so etwas wie eine erhöhte Empfindlichkeit entstehen. Das ist dann der entscheidende Moment., in dem du die Ausrichtung des Teleskops tatsächlich auf das Objekt stellt, so dass es in das Blickfeld des Besuchers „hinein läuft“. Fast immer gibt es dann ein „Ohhh“ oder „Ahhh“ zu hören. Das „mächtige“ Objekt erscheint dann – wegen der vorherigen Leere – tatsächlich noch „mächtiger“.
Ein einfacher Trick – im Grunde auch häufig verwendet. Z.B heute (03.01.20) ... als im ZDF der Film „Das Boot“ lief, in dem die Bildregie an einer Stelle die „Mächtigkeit“ eines U-Bootes noch mächtiger erscheinen ließ, indem zuvor für etliche Sekunden das „Nichts“ gezeigt wurde.
michael
ps: Mein Alias "ctb" soll an die Radioastronomie erinnern. (ctb ist ein catalog von radio-quellen)
ich erlebe auch bei Führungen, daß die Hochglanz-Color-Erwartungen der Besucher, geprägt durch die Medien, in keinem Teleskop visuell zu erfüllen sind. Dann bringe ich meinen üblichen "des Nächtens sind alle Katzen grau" Spruch an, erkläre weshalb unser Auge da nicht mitspielt und leite nahtlos zum Computerbildschirm über. Dort sieht man dann unsere Atik Infinity Farbkamera Bilder stacken, man erkennt wie das Objekt immer deutlicher wird, und auch die Farben kommen oft genug heraus. Das löst den Besucherfrust meist auf und es entwickeln sich interessante Diskussionen, auch über Instrumententechnik in der Astronomie.
Grüße, Gerd
Es schaute mich an - und ich schaute Es an. Und errötend wich Es zurück - das Universum.